Fotografieren unterwegs mit dem Fahrrad
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Unterwegs auf Weltreise
Auf dem Fahrrad wird Fototechnik kräftig und stundenlang durchgeschüttelt. Man sollte also nicht das empfindlichste Material mitnehmen. Ein Ausfall ist wahrscheinlicher als beim bequemen Wandern um den Dorfteich. Es muß aber auch nicht gleich Expeditionsausrüstung für mehrere tausend Euro sein. Moderne Kameras halten schon eine ganze Menge aus. Andererseits ist so viel Elektronik verbaut, daß man sich unterwegs nicht mit einer Notreparatur behelfen kann.
Kleine Kompaktkameras haben bedeutend weniger mechanische Teile, die bei Erschütterungen den Geist aufgeben können. Wenn man dann noch auf Zoom verzichtet, ist kaum noch etwas bewegliches im Apparat drin. das ist dann zwar wirklich nur noch eine Notknipse aber besser als die diefekte SLR, die das Gerüttel nicht überlebt hat? Als Notersatz sollte man so ein kleines billiges Ding mitnehmen. Dabei wäre wünschenswert, daß diese Kamera handelsübliche Batterien verträgt, da man das Aufladen einer Notkamera ja garantiert vergißt und auch nicht so viele Ladegeräte mitschleppen möchte..
Die grüne Rollei links war das billigste Modell im Mediamarkt, sie hat 50 Euro gekostet. Die Qualität ist dementsprechend. Der Zoom ist unbrauchbar, dabei entstehen selbst unter Idealbedingungen furchtbar matschige Bilder. Aber sie ist "wasserdicht", das bedeutet auch staubdicht, was unterwegs sehr wichtig werden kann. Und sie nimmt normale Batterien. Mit Weitwinkeleinstellung und Licht im Rücken macht sie auch brauchbare Fotos.
Einige der hier aufgeführten Tips stammen von Peter Smolka, die er uns im Rahmen eines Fotoworkshop der Wikipedia in Nürnberg verraten hat, Danke dafür! Peter ist seit April 2013 wieder auf Tour, ihr könnte seinen Weg relativ zeitnah auf seiner Homepage verfolgen.
Im Zweifel ist einfache Technik ohne viel Schnickschnack besser als das Modernste |
Analog oder digital?
Das ist mittlerweile weniger eine Glaubens- als eine finanzielle Frage. Das analoge Knipsen ist teuer geworden, wir reden hier von Dias. Negative analog belichten hat kaum noch Sinn. In weit entlegenen Gegenden der Erde mag das noch nicht ganz so schlimm sein aber der Trend ist absehbar. Wer später Diaabende veranstaltet, um von seinen Reisen zu berichten, der muß wohl oder übel noch auf Diafilm zurückgreifen und eine Spiegelreflexkamera mitschleppen, dafür gibt es (noch? 2013) keine Alternative. Zumindest nicht voll ebenbürtig aber auch die Diaprojektoren sterben ja aus. Wenn man die Dias später sowieso digitalisieren möchte, der kann auch gleich digital fotografieren denn dann verliert man alle Vorteile des Dias: seine Brillianz und der uneinholbare Kontrastumfang des Dia geht verloren. Wenn man freilich beim Digitalfoto jedesmal HDR(I) anwendet, dann kann man Ergebnisse erreichen, die dem Dia nahekommen.
Ein Aspekt, der bei langen Reisen mit dem Fahrrad immer wieder auftaucht ist der, daß man nicht überall ausreichend Energie zur Verfügung hat. Bei zweistelligen Minusgraden kann auch die beste Kamera ihren Dienst versagen, dann ist es gut, Ersatz zu haben, der keinerlei Energie benötigt. Dies wiederum spricht für analoge Fotografie.
Zusammen mit der Tatsache, daß große, auffällige Spiegelreflex in manchen Gegenden der Erde sehr zum Diebstahl animieren, daß man Diafilme kaum noch im normalen Laden bekommt und daß es nur noch wenige Labore gibt, die diese Filme entwickeln lautet meine Empfehlung:
Analog nur dann, wenn man unbedingt die Qualität des Dias braucht, weil man im Nachhinein mit Diavorträgen oder Bildbänden Geld verdienen muß oder möchte - in anderen Belangen ist Digitaltechnik bereits überlegen. Als Notlösung eine alte SLR mit 100er Diafilm ohne Energieversorgung mit leichtem Weitwinkel (Festbrennweite) einstecken, die funktioniert auch in der Sahara und in Sibirien. |
welche Kamera denn nun?
Wenn nun also die Entscheidung gefallen ist, daß man Digitaltechnik mitnimmt, dann folgen gleich die nächsten Fragen. Entweder bequeme kleine Knipse oder bessere Qualität, Bridge? Vielleicht Systemkamera mit Wechselobjektiv oder doch gleich Spiegelreflex? Die kompakte SLR mit Vollformat in der Größe eines Telefons gibt es nicht. Jede Lösung wird also ein Kompromiß. Da die Qualität heutiger (2013) Digitalkameras schon recht anständig ist, würde ich andere Punkte als maßgebend ansehen:
- Stromversorgung möglichst durch R6, die man überall auf der Welt bekommt
- Stromversorgung durch Aufladen mit Ladegerät am Nabendynamo möglich?
- ein wenig staub- und wasserdicht?
- kann mal runterfallen?
Beim Betrachten dieser Punkte entfällt eine SLR eigentlich fast von selbst, es bleiben kaum Modelle übrig, die das alles erfüllen. Möchte man dazu noch Qualität, wird es ganz eng. Jede halbwegs moderne Kamera ist sofort kaputt, wenn das Fahrrad umkippt und die Kamera in der Schlammpfütze landet. Die wasserdichten Kameras jedoch sind meist mit einer bescheidenen Bildqualität versehen. Man kann es drehen und wenden wie man will, es gibt keine Idealantwort.
Auf dem Fahrrad will man Masse sparen, hat nicht unendlich Platz und will keine Packtasche voll Geraffel mit sich herumschleppen. Aber andererseits ärgert man sich dann ewig, wenn man bei manchen unwiderbringlichen Situationen doch nicht die Große dabeihatte... Momentan würde ich wahrscheinlich zu einem Mittelklassemodell mit moderatem Zoom greifen, etwas robuster. Fetter Zoom ist fast immer verzichtbar wenn man keine 10 Kilo mitschleppen möchte und trotzdem Qualität will. Vor Wasser, Staub und anderen äußeren Einflüssen kann man sich mit einem Gefrierbeutel oder besser einem Spritzwasserschutz für Kompaktkameras schützen. Letztere funktionieren jedoch fast immer nur bis 35 mm, wenn man stärkere Weitwinkel hat, vignettiert der Spritzschutz.
Bester Kompromiß aus Qualität und Masse ist momentan wahrscheinlich eine kleinere Kamera im Stile der Leica X1, Nikon 1 oder was Ähnliches mit einem Spritzschutz. |
Gefrierbeutel
Bereits 1980 habe ich Objektive in Plastetüten gesteckt, um sie einigermaßen vor Staub zu schützen. Am Prinzip hat sich bis heute nichts geändert, nur ist das Material besser geworden. Einige der Gefrierbeutel aus dem Supermarkt haben so etwas wie Reißverschlüsse. Dies sind gute Lösungen zum Schutz von Kamera und Ausrüstung.
Es gibt ähnliche Lösungen für viel Geld zu kaufen. Diese sogenannten Unterwassergehäuse sind für 20 bis 300 Euro erhältlich und sind eigentlich auch nicht viel mehr als so ein Gefrierbeutel. Nur die teuren Modelle bieten eine Lösung mit aufschraubbarer Klarglasscheibe fürs Objektiv.
in diesen Gefrierbeutel paßt eine Nikon D50 mit Suppenhuhn bequem hinenin.
Gefrierbeutel sind aus etwas anderem Material als billige Plastetüten. Sie sind beständig gegen Hitze und Kälte, die Klammern ebenfalls. Ich empfehle, keine anderen Billigtüten oder Gefrierbeutel ohne Verschlußmechanismus zu nehmen. Die Klammern halten nur zuverlässig, wenn sie nicht abrutschen können. Schon allein dafür braucht man den Reißverschluß an der Tüte.
Gefrierbeutel mit Reißverschluß oder ähnliche Behältnisse haben sich im Alltag bewährt und sind billig. |
Unterbringung
Die Lenkertasche ist der einzige Ort am Fahrrad, der nicht staubdicht ist (wenn man mal von den handelsüblichen und verbreiteten Modellen ausgeht). Sie saugt jeden Staub wie wild an. Dort drin ist jede Kamera am schlechtesten aufgehoben, auch wenn uns die Werbebildchen von Ortlieb & Co. diese Taschen gerne als Fototaschen verkaufen wollen. Beim Alltags- und Wochenendradeln mag das noch zutreffen, auf großer Tour jedoch nicht. Kommt noch hinzu, daß genau dort jeder Dieb oder Räuber die Wertsachen vermutet. In die Lenkertasche gehört also die Dreckwäsche.
Gepäckträgertaschen klingen schon oft verdächtig beim Fahren, wenn etwas in ihnen liegt. Was in ihnen untergebracht ist, wird ordentlich durchgeschüttelt. Ungepolstert würde ich da keine Spiegelreflex mehr transportieren.
Dieser Filter wurde das Opfer einer ganz normalen und manierlichen Fahrt in der Stadt. Dabei habe ich keine Bordsteinkanten "mitgenommen", ich bin ganz normal auf dem Radweg gefahren. Eigentlich sind die Taschen praktisch und erlauben einen schnellen Zugriff. Durch verschiedene Klicksysteme verwandeln sie sich auch schnell in Umhängetaschen und sind dabei viel größer als Lenkertaschen. Aber die am Lenker sind besser gefedert. Wenn man die Gepäckträgertasche ordentlich polstert, ist das aber eventuell eine gute Lösung.
Erstaunlich gut gegen Staub schützen einfache Plastetüten, besser sind wiederverschließbare Gefrierbeutel. Für Zubehör wie Speicherkarten gibt es sogar fertige Boxen, die sehr robust sind. Die oben abgebildete Box gibts bei Amazon für unter 20 Euro und im Test bleib ein Papiertaschentuch nach einer Vollwäsche incl. Schleuderprogramm trocken.
Man sollte generell die Belastungen nicht unterschätzen, denen das Gepäck am Fahrrad ausgesetzt ist. Alles scheuert irgendwo dran, wird umhergeworfen usw. Nimm im Zweifel für alles irgendwelche Tüten. Selbst wenn die noch so dünn sind, sie schützen etwas. Und wenn es nur der Staubschutz ist.
Fototechnik will gut gepolstert und möglichst staubdicht transportiert werden. |
Die oben genannten Aufbewahrungsboxen gibt es nicht nur für CF-Karten, es sind auch welche speziell für SD im Angebot. 12 Karten passen rein, das ist gerade ausreichend für einen Kurzaufenthalt in "gefährlicher Gegend". Jeden Abend eine Karte beschreiben und am nächsten Tag mit gepolstertem Briefumschlag irgendwohin schicken, wo die Dateien sicher sind. Da ja Briefe bekanntlich immer mal wieder nicht ankommen, kann man das Ganze auch verdoppeln. Das wird dann aber auch schnell ziemlich teuer.
Daten, die auf irgendeinem Weg Richtung Heimat sind, kann man nur verlieren, wenn sie auf diesem Weg verloren gehen. Wird man ausgeraubt, von der Polizei der Spionage verdächtigt oder ähnliche Zwischenfälle, dann können sämtliche Bilder futsch sein. Die Sattelstütze kann ein gutes Versteck für Geld und Speicherkarten sein. Einfach einen Korken gut passend schnitzen und man hat einen guten Tresor. Aber auch ganze Fahrräder gehen verloren.
Mein Tip:
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unter Wasser
Das wird hier ganz gewiß keine Anleitung für Tauchfotografie. Es gibt aber durchaus Fälle, wo Kameras mal feucht oder naß werden können. Wenn plötzlich auf dem Weg die Brücke fehlt und man sein Rad durch den Bach schieben muß, dann ist es hilfreich, zu wissen, wie sich die Technik im Wasser verhält. Ein Ausflug mit dem kanu auf die Ostsee vor Helsiki, das wird die Bewährungsprobe für mehrere Versuche. Ich teste eine "Unterwasserkamera" von Aldi für 40 Euro. Außerdem versuche ich mal eine etwas bessere Kompaktkamera in einem Gefrierbeutel und die Luxusversion, Ewa-Marine für die große Spiegelreflex. Die kleinere Nikon D50 verstaue ich in Gefrierbeutel und Zippa Bag, das aber nur als Transportlösung.
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Fertige Bilder
Speicherkarten verliert man schnell. Die Daten sollten möglichst schnell dupliziert und nach Hause geschickt werden, dies betrifft Fotos und auch Texte. Man hat heute noch nicht überall in der Pampa Internet, Briefkästen sind jedoch weit verbreitet, viel mehr als in Mitteleuropa. Schickt eure Karten mehrmals nach Hause, sowas geht schonmal verloren. Verlaßt euch nicht auf den "Hyper-Ultra-Super-Speicher", der dann 50 km vor Ende der Fahrt den Geist aufgibt. Besorgt euch rechtzeitig viele kleine Speicherkarten, die ihr in einen Briefumschlag stecken könnt.
Falls ihr einen Computer dabeihabt, falls die Reise länger als ein halbes Jahr dauert, dann sollte der Computer auch gesichert werden, da können dann auch die Fotos mit drauf. Es gibt praktische und gepolsterte Festplattentaschen, die auch Speicherkarten aufnehmen können. Die wasserdichten Festplattentaschen sind alle zu eng, um auch das USB-Kabel zu verstauen...
Es gibt Länder, die kennen keine Postzustellung und haben auch keine Briefkästen, so z. B. Abu Dhabi. Dort gibt man Briefe und andere Postsendungen prinzipiell beim Postamt ab. Ebenso holt man seine Post selbst dort ab. Anderswo sind Briefkästen ziemlich versteckt und haben sowieso andere Farben und Formen als in Europa. Die Portokosten sind eigentlich überall geringer als in Deutschland bzw. Mitteleuropa.
Viele kleine Speicherkarten mitnehmen und diese häufig Richtung Heimat schicken, dann sind die Bilder sicher. Alles mehrmals sichern und verschicken! |
Weiterführende Links
- unterwegs in der Welt
- Rohloff wanted 100.000 - 55 Fahrer der Speedhub mit über 60.000 km
- Peter Smolka: Rad ab! – 71.000 km mit der Speedhub um die Welt → hier seine Kurzgeschichte
- Seine aktuelle Reise von 2013 bis Sommer 2017 führt durch Asien, Nord- und Südamerika über Afrika wieder nach Europa: http://www.tour-de-friends.de
- Kraft und Zauber der Taiga - Fahrradabenteuer durch Sibirien, entlang des Baikalsees und die Mongolei
- Tilmann Waldthaler - Abenteurer, Fotograf, Buchautor, Journalist
- Fahrradweltreise mit Verschleißangaben
- Welttour mit dem Fahrrad von 2003 bis 2006: Ina Seeger und Alexander Büsing
- Tagebuch Ina & Alex
- Tips für Radreisende: Material, Vorbereitung und Planung von Holger Koch (Rad-Reise-Service)
- Welttour Ina & Alex 2003 - 2006
- Fahrrad-Weltreise von Roger & Julia
- Globale mobile Familie - mit 4 Kindern und Fahrrädern um die Welt
- Dorothee Krezmar & Kurt Beutler: Als Radnomaden um die Welt, 160.000 km in 10 Jahren
- Kette rechts: Fahrradtour durch Rußland
- 20 000 Kilometer per Rad bis Sibirien und das ohne "Platten", Interview der Badischen Zeitung Nicola Haardt
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